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Ab in die Karpaten

Wir schaffen es doch noch, die Lethargie der Hitze zu überwinden und starten, welch Ironie, am ersten Regentag Richtung Berge. Vorbei am fruchtbarsten Teil des Landes fahren wir durch die wunderprächtig sozialistische und gaaanz leicht heruntergewirtschaftete Stadt Resita mit den riesigen, still vor sich hinrostenden Bergwerksruinen. Und dann haben wir es endlich geschafft, es geht in immer engeren Kehren ins Gebirge. Alles wunderbar, nur das Wetter nicht. Nach einem längeren Disput, den ich für mich entscheiden konnte (und mir einen herrlich sauren Ehemann eingebracht hat), landen wir im wohl schrägsten Hotel Rumäniens (statt wild campierend im Zelt), im Gasthof Tirol. Alles ist stilecht, bis zu den Vorhängen und den Lederhosen und Trachten der Mitarbeiter. Auch das Setting rundherum stimmt, so dass man sich wirklich im Tirol wähnt. Am nächsten Tag scheint wieder allseits die Sonne und wir erklimmen unseren ersten Pass (ja klar, mit dem Auto). Der heisst Semenic und bietet was ein Pass halt so bietet. Runter gehts über Weiden und durch einen märchenhaften, uralten Buchenwald und dann steht dem wildcampen am Lac Secul (bei Valiug, im östlichsten Teil der Karpaten) nichts mehr im Wege. Einen Platz zu finden ist nicht ganz einfach, denn das Campen ist die grosse Leidenschaft der Rumänen. Unsere Schritte sind übrigens immer noch klein, wir sind nur gut 100km von Timisoara entfernt.

Rumänien zum ersten: Die Hitze des Banat, Timisoara

An der Grenze von Serbien zu Rumänien herrscht trostlose Stille, die Zöllner langweilen sich und wollen genau wissen, was denn nun in den Kisten auf dem Dach zu finden ist (Waffen? Munition?Die grünen Armeekisten brauchen mal einen neuen Farbanstrich…). Es funktioniert der immer gleiche Trick: das hintere Fenster öffnen und den Blick auf die beiden soooo süssen Kleinen freigeben und schon werden wir durchgewunken. Und dann noch ein „La Revedere“ und schon sind wir fast Freunde. Der Start in Rumänien war dann gelinde gesagt grässlich, nach mühsamer Fahrt (wenn Madleina nicht schläft, dann will sie bespast werden oder nölt und schreit. Und die Geschichte des Zwerges Murlibutz zerrt schon arg an unseren Nerven) Ankunft in Timisoara (Hauptstadt des Banat), mitten im Verkehrsgetümmel, alle müde und grässlichster Laune, die Suche nach einem Hotel gestaltet sich schwierig und die Hitze hat uns im Griff. Nun sind wir bei der Mamma in der Casa Leone angekommen, wir werden bemuttert und umsorgt. Das Thermometer klettert täglich nahe an die 40 Grad Grenze, es ist eigentlich viel zu heiss für eine Stadt, wir bleiben trotzdem. Timisoara heisst nicht umsonst Klein-Wien, es wimmelt von Historismus- und Jugendstilbauten. Im Zoo befällt uns leicht das Grauen, den Kinder gefällts trotzdem (na klar, es dürfen alle, Bären und Ziegen im Besonderen, mit weiss Gott was allem gefüttert werden). Zu unserem Glück gibts eine eigene Brauerei mit Biergarten und Frischgezapftem, da kühlen sich auch die heissen Gemüter wieder etwas. Hier finden sich nun auch endlich die wunderbaren alten Kisten auf den Strassen, es wimmelt von Dacias der älteren Bauart (in Serbien gabs auch noch Yugos und Zastavas, die waren auch nicht schlecht).

Und noch ein letztes zum Glauben: nachdem die Armen so lange nicht in die Kirche durften, tun sie es nun mit viel Inbrunst und Häufigkeit. Man betet und spendet und zündet Kerzen an was das Zeug hält. Hoffen wir, dass es was bringt. Und vor den Kirchen gibts immer zwei Metallkästen für die Kerzen: einer für die Toten und einer für die Lebenden. Nur damit da nicht etwas durcheinander kommt. Ein Ave Maria schicken wir euch, eine Kerze zünden wir natürlich auch noch an für euch alle.